Filmsorten und ISO-Empfindlichkeit – Was du wissen solltest
Die ISO-Empfindlichkeit ist einer der wichtigsten Faktoren bei der Wahl der richtigen Filmsorte für deine analoge Fotografie. Sie beeinflusst nicht nur die Lichtempfindlichkeit des Films, sondern auch das Kornverhalten, den Belichtungsspielraum und letztlich die ästhetische Wirkung deiner Bilder. Doch was genau bedeutet ISO in diesem Zusammenhang – und wie unterscheiden sich die verschiedenen Filmsorten?
Was bedeutet ISO bei analogen Filmen?
Die ISO-Zahl (auch ASA) gibt an, wie empfindlich ein Film auf Licht reagiert. Je niedriger der ISO-Wert, desto weniger lichtempfindlich, aber auch feinkörniger ist der Film. Umgekehrt gilt: Hohe ISO-Werte bedeuten mehr Lichtempfindlichkeit, aber auch stärkeres Korn und weniger Kontrastreserven.
Niedrigempfindliche Filme: ISO 50–125
Filme wie Ilford PanF 50, Kodak Ektar 100 oder Fomapan 100 sind ideal bei guten Lichtverhältnissen oder im Studio. Sie liefern extrem scharfe, detailreiche Bilder mit feinem Korn. Durch ihre geringe Empfindlichkeit erfordern sie längere Belichtungszeiten oder größere Blendenöffnungen – perfekt für Landschaft, Architektur oder Portraits mit kontrolliertem Licht.
Mittelklasse: ISO 200–400
Hier bewegen wir uns im Bereich klassischer Allround-Filme. Kodak Gold 200, Ilford HP5 Plus 400 oder Kodak Portra 400 gehören zu den beliebtesten Filmsorten dieser Klasse. Sie bieten einen ausgewogenen Kompromisszwischen Flexibilität, Belichtungsspielraum und Bildqualität. Ideal für Streetfotografie, Reisen und wechselnde Lichtbedingungen.
Hochempfindliche Filme: ISO 800 und mehr
Filme wie Kodak Portra 800 oder Ilford Delta 3200 sind Spezialisten für Low-Light-Situationen. Sie ermöglichen kürzere Belichtungszeiten – zum Beispiel bei Konzerten oder in der Dämmerung. Allerdings steigt bei diesen Filmsorten die Körnung deutlich an. Für manche Fotografen ist das charaktervolle Korn aber gerade das gewünschte Stilmittel.
Push und Pull – Die Belichtungsreserve clever nutzen
Viele Filmsorten lassen sich auch außerhalb ihrer Nennempfindlichkeit einsetzen – durch sogenanntes Pushen oder Pullen. So kann z. B. ein ISO 400 Film wie der Tri-X 400 bis ISO 1600 gepusht werden. Dabei wird er unterbelichtet und anschließend bei der Entwicklung entsprechend angepasst. Diese Technik eröffnet kreative Möglichkeiten, erfordert aber Erfahrung bei Belichtung und Entwicklung.
📸 Übersicht: Farb- und Schwarzweißfilme für analoge Fotografie
Hersteller | Film | ASA (empf.) | Kurz-/Charakteristik |
---|---|---|---|
Kodak | ProImage 100 | 80 | günstiger Allrounder, feines Korn, ±1 EV |
Kodak | Gold 200 | 200 | sehr farbgesättigt, Gelbstich; > +1 EV → Rotdrift |
Kodak | UltraMax 400 | 400 | kräftige Farben, deutliche Körnung, nicht push-geeignet |
Kodak | ColorPlus 200 | 200 | Retro-Look wie 80er/90er, Korn wie 400-Film |
Kodak | Portra 160 | 160 | extrem feinkörnig, sanfter Pastell-Look |
Kodak | Portra 400 | 320 | bestes Farbgleichgewicht bei 320 ASA, +1 EV = Pastell |
Kodak | Portra 800 | 800 | bis +4 EV überbelichtbar ohne Push |
Kodak | Ektar 100 | 100 | extrem hohe Sättigung & Kontrast („Velvia des Negativs“) |
Kodak | T-Max 100 | 80 | T-Grain-SW-Film, sehr feinkörnig |
Kodak | T-Max 400 | 400 | wie oben, höherer ISO |
Kodak | 400 TX (Tri-X) | 200–1600 | klassischer Reportage-Look, charaktervolles Korn |
Fuji | Pro 400 H† | 400 | großer Pastell-Spielraum; bei Umstieg auf Portra max +½ EV |
Fuji | Acros 100 II | 100 | moderne SW-Flachkristalle; kein Reziprozitätsfehler ≤ 120 s |
Fuji | Provia (E6) | 100 | neutral/kühler Dia-Film; präzise Belichtung nötig |
Fuji | Velvia (E6) | 50/100 | höchste Farbsättigung; minimaler Belichtungsspielraum |
Ilford | FP4 Plus | 125 | klassischer SW-Film, großzügiger Spielraum |
Ilford | HP5 Plus | 400 | wie FP4 Plus, aber ISO 400 |
Ilford | Delta 100 | 100–125 | moderne T-Grain-SW-Emulsion, sehr fein |
Ilford | Delta 400 | 400 | feiner als HP5 Plus, aber weniger Reserven |
Ilford | Delta 3200 | 1600 | sehr hohe Empfindlichkeit, auf 1600 ASA belichten |
Ilford | PanF 50 | 50 | extrem feinkörnig, harte Sonne meiden |
Ilford | SFX 200 | 200 (6–12 IR) | nah-IR-Film, benötigt 715 nm-Filter |
Ilford | XP2 Super | 200 | chromogen, C-41-SW-Film; 50–800 ASA ohne Prozess-Anpassung |
Foma | Fomapan 100 | 64 | günstiger tschechischer SW-Film; +½ EV empfohlen |
Foma | Fomapan 200 | 125 | siehe oben |
Foma | Fomapan 400 | 250 | siehe oben |
E6 – Dia | Ektachrome 100 | 100 | neutral-warmer Dia-Film; ±0,5 EV Toleranz |
Discounter | AgfaPhoto APX | — | schwankende Emulsionen → keine feste Empfehlung |
Übersicht: Filmentwicklungslabore in Deutschland
Labor | Ort | Entwicklung | Besonderheiten |
---|---|---|---|
MeinFilmLab | Hürtgenwald | C-41, SW, E6 | Online-Auftrag, Push möglich |
Nimmfilm | Leipzig | C-41, SW | klassisches Fotolabor |
Weckbrodt | Hannover | alle | Fachlabor, klassisch |
KHROME | Hamburg | C-41, SW, E6 | auch Filmverkauf |
3. Push-/Pull-Möglichkeiten
Film | Empfohlen bei | Push bis | Pull bis |
---|---|---|---|
Tri-X 400 | Street, Reportage | 3200 | 200 |
HP5+ 400 | Allround | 1600 | 100 |
Portra 400 | Porträt, Outdoor | 800 (mit Einschränkung) | 200 |
4. Scannervergleich für Negative
Modell | Typ | Max. Auflösung | Preis | Bemerkung |
---|---|---|---|---|
Plustek OpticFilm 8200i | Filmscanner | 7200 dpi | ca. 350 € | Top für 35mm |
Epson V850 Pro | Flachbettscanner | 6400 dpi | ca. 900 € | Für MF + 4×5 |
Reflecta RPS 10M | Filmscanner | 10.000 dpi | ca. 600 € | Automatischer Einzug |
Fazit: Die richtige Filmsorte für deine ISO-Bedürfnisse
Die Wahl der passenden Filmsorte und ISO Empfindlichkeit hängt stark vom Einsatzgebiet und deinen ästhetischen Vorlieben ab. Wer auf feine Tonwerte und maximale Schärfe setzt, greift zu ISO 100. Wer flexibel bleiben möchte, ist mit ISO 400 gut beraten. Für kreative Low-Light-Fotografie bieten ISO 800+ Filme spannende Möglichkeiten – vorausgesetzt, man ist bereit, mit Körnung und Kontrast zu experimentieren.