Zum Inhalt springen
Startseite » Ausstellung Kunstnacht 2019 | AWO 2020

Ausstellung Kunstnacht 2019 | AWO 2020

Die Ausstellung Kunstnacht 2019 Selb war eines jener seltenen Kulturereignisse, bei denen sich eine ganze Stadt für zwölf Stunden in eine vibrierende Open-Air-Galerie verwandelte. Wer am 21. September 2019 durch die Oberpfälzer Porzellanstadt flanierte, erlebte, wie Produktionshallen, Schaufenster und Hinterhöfe zu improvisierten Ausstellungsräumen wurden: Malerei neben Keramik-Installationen, Street-Art an historischen Fabrikwänden, Lichtskulpturen in alten Brennöfen.

Gesamte Galerie ansehen

Porzellan trifft Multimedia

Im ehemaligen Rosenthal-Werk setzten die Kuratoren der Ausstellung Kunstnacht 2019 Selb auf einen Dialog zwischen Tradition und Gegenwart. Handbemalte Unikate aus Biskuit­porzellan standen großformatigen Videomappings gegenüber, die das fragile Weiß in pulsierende Farbexplosionen tauchten. Besonders eindrucksvoll: die 15-Meter-Projektion „Fragile Pulse“ von Medienkünstler Jonas Fröhlich, die Porzellan-Rohlinge zum virtuellen Schmelzen brachte – eine poetische Anspielung auf den Strukturwandel der Region.

Kunst im Stadtraum

Rund 40 Stationen verteilten sich vom Bahnhof bis zum Goetheplatz. In der Evangelischen Kirche spannten lokale Fotografinnen großformatige Schwarz-Weiß-Drucke zwischen die Säulen, während die Jugendkunstschule ein „Live-Porzellan-Graffiti“ an einer 30 Meter langen Holztafel ermöglichte – Besucher durften mit Kobaltoxidpinseln selbst Motive beisteuern. Die Ausstellung Kunstnacht 2019 Selb bewies, dass Street-Art und Porzellan keine Gegensätze sein müssen, wenn Kreative ihre Techniken verschmelzen.

Atmosphäre & Musik

Ab Einbruch der Dämmerung sorgten Jazz-Combos, DJs und ein tschechisches Folktronica-Trio für Klanginseln, zwischen denen sich das Publikum treiben ließ. Warme Lichtgirlanden spannten sich über den Ludwigsmühlenpark, und der Duft von „Selber Fensterla“ – traditionell im Schmalz gebacken – mischte sich mit asiatischen Dumplings aus einem Food-Truck. Die Kunstnacht lebte von dieser sinnlichen Mischung: sehen, hören, riechen, schmecken.

Tipp für Fotograf*innen

Wer die Ausstellung Kunstnacht 2019 Selb dokumentieren wollte, brauchte schnelle Entscheidungen. Wechselnde Lichtfarben, dichter Publikumsstrom und kontrastreiche Projektionen verlangten ISO-Werte um 1600, Offenblenden ab f/2 sowie kurze Belichtungen unter 1/60 s – ideal für Reportageobjektive im 35- oder 50-mm-Bereich. Empfehlenswert war ein kleiner Systemblitz mit Diffusor, um bei Bedarf Details der Porzellanskulpturen aufzuhellen, ohne die Lichtstimmungen zu zerstören.

Fazit

Rückblickend war die Ausstellung Kunstnacht 2019 Selb mehr als eine bloße Schau – sie fungierte als kultureller Katalysator, der Künstler*innen aus Bayern, Böhmen und Sachsen vernetzte. Viele Kooperationen, etwa zwischen der Porzellandesignerin Anne Schaller und dem Graffiti-Künstler „Raws“, wurden dort geboren und sorgten später für gemeinsame Atelierprojekte. Wer die Kunstnacht 2019 verpasst hat, kann nur hoffen, dass Selb dieses Format bald wiederbelebt. Bis dahin bleiben Fotostrecken, Porzellanscherben mit Neonfarbe und die Erinnerung an eine Nacht, in der eine kleine Stadt ganz groß.

Stefan Strößenreuther

Stefan Strößenreuther

Ich fotografiere bevorzugt analog – mit Kleinbild- und Mittelformatsystemen, weil ich die bewusste Herangehensweise, das entschleunigte Arbeiten und die handwerkliche Qualität des Mediums schätze. Für mich ist Fotografie nicht nur ein technischer Prozess, sondern ein kreativer Dialog mit Licht, Motiv und Material. Die Begrenzung auf 12 oder 36 Aufnahmen zwingt zur Konzentration – jedes Bild ist eine Entscheidung.