Fotoparadies zwischen Wattenmeer, Hafen & Theodor-Storm-Romantik
Wenn du an die Husum Nordsee denkst, tauchen vor dem inneren Auge vielleicht zuerst die bunten Krabbenkutter am Binnenhafen auf. Doch die kleine Storm-Stadt im nordfriesischen Wattenmeer hat für Fotograf*innen weit mehr zu bieten als maritimes Flair. Zwischen Geest und Halligen findest du Kontraste aus rauer Nordseeluft, historischen Gassen und modernem Küstenschutz – perfekte Zutaten für einen abwechslungsreichen Shooting-Tag.
1 | Morgenlicht im Binnenhafen
Starte früh: Gegen 6 Uhr versinkt das Husum Nordsee-Hafenbecken oft in einer feinen Nebelschicht. Stelle dich auf die Klappbrücke an der Schiffbrücke und fange die doppelten Spiegelungen der Kutter ein. Mit einem 50-mm-Objektiv bei Blende 8 erhältst du genug Tiefe, während lange Belichtungen von 1–2 s die Wasseroberfläche in ein glattes Grau verwandeln. Tipp: Warte, bis ein Möwenschwarm durchs Bild fliegt – bewegte Flügel verleihen Dynamik.
Aufnahmetechnik
Alle im Artikel gezeigten Bilder wurden mit einer Mamiya 645 auf 120-Rollfilm (6 × 4,5 cm Mittelformat) fotografiert. Die Kombination aus analoger Mittelformat-SLR und feinem Filmkorn verleiht den Aufnahmen ihren charakteristischen Look und außergewöhnliche Detailtiefe.
2 | Altstadt & Storm-Haus
Vom Hafen sind es nur ein paar Schritte zum alten Marktplatz, wo die Marienkirche und das klassizistische Rathaus in weichem Vormittagslicht glänzen. In den engen Bredstedt- und Großstraßen lohnt es sich, nach farbenfrohen Haustüren, Butzenscheiben und den typischen friesischen „Kniepern“ Ausschau zu halten. Besonders charmant ist das Storm-Haus (Am Binnenhafen 3): ein literarisches Motiv, das du mit einem Brennweitenmix aus 28 mm (Umgebung) und 85 mm (Details) erzählerisch ausschmückst.
3 | Mittag auf dem Dockkoog
Mittags zieht es viele an den Dockkoog-Deich, wo Schafe gemächlich die Gräser stutzen. Hier zeigt sich die Husum Nordsee-Silhouette in voller Weite: Schiffe, Kräne, Windräder und dahinter der blanke Horizont. Wechsle auf ein Ultraweit (16–20 mm) und setze das Leitwerk der Windräder bewusst ins obere Drittel, um dem Wolkenhimmel Raum zu geben. Bei kräftigem Westwind entstehen spektakuläre Wolkenstrukturen – ein Polfilter hilft, Kontraste herauszuarbeiten.
4 | Goldene Stunde an der Schobüller Steilküste
Nur fünf Autominuten nördlich liegt Schobüll, der einzige höhergelegene Landstrich direkt an der Nordsee ohne vorgelagerten Deich. Kurz vor Sonnenuntergang taucht das Licht den Wattenmeer-Nationalpark in warme Pastelle. Mit ND-Filter (6 Stops) erzielst du 30-s-Belichtungen, welche die Priele in seidige Spiegel verwandeln und den Himmel dramatisch streifen. Achte auf Wattwanderer, die als Silhouetten Tiefe schaffen.
5 | Blaue Stunde & Krabbenbrötchen
Zurück im Hafen läuten die Lampen der Packhallen die Blaue Stunde ein. Das künstliche Licht trifft auf azurblauen Himmel – perfekte Mischung für Nachtfotografie bei ISO 200 und f/11. Belichtungszeiten von 10–15 s zeigen Lichtsterne an den Laternen. Als krönenden Abschluss deines Husum Nordsee-Shootings gönn dir ein frisch belegtes Krabbenbrötchen direkt am Kai – Kamera griffbereit, denn manchmal zieht ein letzter Kutter ins Bild und liefert die perfekte, authentische Schlussaufnahme.
Fazit
Vom sanften Morgennebel über städtische Backsteinpoesie bis zum dramatischen Deich-Sundowner: Husum Nordseebietet ein erstaunliches Spektrum an Fotomotiven auf kompaktem Raum. Pack Stativ, ND-Filter, eine wetterfeste Jacke und Lust auf friesische Gelassenheit ein – dann wirst du mit einzigartigen Aufnahmen belohnt, die das raue, aber herzliche Gesicht dieser Hafenstadt an der Nordsee einfangen.