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Leica M11D Erfahrungsbericht

Fotografieren ohne Netz und doppelten Boden

Die Leica M11-D ist die vierte Generation der digitalen M ohne Rück­display – und sie polarisiert wie keine zweite. Mein Leica M11-D Erfahrungsbericht fasst zusammen, wie sich der “Bildschirm-lose” Body in der Praxis schlägt, wo er gegenüber der normalen M11 punktet und warum er selbst die M10-D in den Schatten stellt.

Haptik & Aufbau

Schon beim ersten Anfassen fällt auf, wie leicht und ausbalanciert der 540-g-Body wirkt – 120 g weniger als die M10-D, weil Leica statt Messing eine Aluminium-Deckkappe verbaut. Auf der Rückseite thront jetzt ein massiv gefrästes ISO-Rad; der umstrittene “Fake-Filmhebel” der M10-D ist Geschichte. Vorn fehlt der rote Punkt, was die Kamera im Street-Einsatz herrlich unauffällig macht. Innen arbeitet derselbe 60-MP-BSI-Sensor und Maestro-III-Prozessor wie in der M11, dazu kommen 256 GB interner Speicher und Content-Credentials zur Bildauthentifizierung – Features, die weder die klassische M11 noch die M10-D bieten.

Workflow ohne Chimping

Der größte Unterschied – und der Reiz meines Leica M11-D Erfahrungsberichts – ist das Fotografieren ohne Display. Kein Kontrollblick nach jedem Auslösen, stattdessen volle Konzentration auf Komposition und Moment. Klingt beängstigend? Nach zwei Tagen fühlte es sich befreiend an. Ich nutze das Akku-Pack (1800 mAh) das doppelt so lange hält, wie bei meiner M11, weil Energiehungriges wie Live-View wegfällt. Kritische Einstellungen erledige ich vorab oder per Leica-FOTOS-App; unterwegs bleibt das Smartphone in der Tasche – maximale Reduktion.

Sucherwahl

Analog zum Standard-Body lässt sich der Visoflex 2-EVF anstecken, allerdings ohne Bildwiedergabe; allein Fokus-Peaking und Lupenansicht helfen bei Tele- oder Nahaufnahmen. Für 90 % meiner Reportage-Motivationen ist der optische Messsucher jedoch schneller und spart Akku.

Fazit

Mein Leica M11-D Erfahrungsbericht zeigt: Die Kamera ist weder Marketing-Gag noch Retro-Pose, sondern ein konsequentes Werkzeug für Fotograf*innen, die bewusste, entschleunigte Arbeitsabläufe lieben. Gegenüber der M10-D bringt sie deutlich mehr Bildqualität und ein moderneres Innenleben; gegenüber der “normalen” M11 schenkt sie Ruhe, Ausdauer und einen fast analogen Flow. Wer bereits mit Belichtung sicher umgeht und den Messsucher mag, findet in der M11-D die vielleicht puristischste digitale Leica aller Zeiten.

Pluspunkte der Leica M11-D gegenüber M11 & M10-D
Vorteil vs M11 vs M10-D Kommentar
Keine Ablenkung, längere Batterielaufzeit Display entfällt → ca. 40 % mehr Auslösungen pro Akku
60 MP-BSI-Sensor & 256 GB interner Speicher M11 hat 64 GB, M10-D keinen internen Speicher
Größeres ISO-Rad + bessere Abdichtung ISO-Rad Vollmetall & IP52-Dichtungen
Leichter Body (Alu Top-Plate) ≈ 540 g vs > 650 g bei M10-D (Messing)
Schnellere Leica-FOTOS-Anbindung via USB-C Direkter WLAN-Hotspot & Tethering-Option
Schattenseiten / Nachteile der Leica M11-D
Nachteil Auswirkung in der Praxis
Höherer Preis (≈ 9 350 € Body-Only) ~ 400 € teurer als M11; Display-Verzicht wird nicht vergütet
Nur DNG, keine JPEGs OOC Erfordert konsequenten RAW-Workflow; Speicherbedarf steigt
Lernkurve bei Belichtung ohne Histogramm Belichtung muss sitzen; Clipping-Kontrolle erst am Rechner
Stefan Strößenreuther

Stefan Strößenreuther

Ich fotografiere bevorzugt analog – mit Kleinbild- und Mittelformatsystemen, weil ich die bewusste Herangehensweise, das entschleunigte Arbeiten und die handwerkliche Qualität des Mediums schätze. Für mich ist Fotografie nicht nur ein technischer Prozess, sondern ein kreativer Dialog mit Licht, Motiv und Material. Die Begrenzung auf 12 oder 36 Aufnahmen zwingt zur Konzentration – jedes Bild ist eine Entscheidung.