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Budget Analog Mittelformat – großer Look, kleiner Preis


Viele Einsteiger*innen träumen vom samtigen Bokeh und der enormen Detailtiefe, die nur ein 6×6- oder 6×4,5-Negativ liefert. Doch „Mittelformat“ klingt teuer – neue Hasselblads, Fujifilm GFX-Digitals oder die legendäre Rolleiflex 2.8F sprengen jedes Sparschwein. Die gute Nachricht: Budget Analog Mittelformat ist nicht nur möglich, sondern heute so spannend wie nie. Hier zeige ich dir, wie du für überschaubares Geld in die Königsklasse des Films einsteigst und worauf du achten solltest.

1 | Kameras unter 300 €

Rolleicord V
Die kleine Schwester der Rolleiflex ist das Paradebeispiel für Budget Analog Mittelformat. Festes 75-mm-f/3,5-Xenar, simples Kurbel­transport­system und ein helles Mattscheibenbild – mehr braucht es nicht. Gebrauchtpreise liegen bei 220–280 €, Ersatzteile & Service gibt’s bei Rollei-Fachwerkstätten.

Yashica-Mat 124 G
Japanische TLR aus den 1970ern, ähnlich leicht wie die Rolleicord, aber mit Belichtungs­messung und einem knackigen 80-mm-Yashinon. Unter 250 € lassen sich gute Exemplare finden; Wechseloptik braucht man bei Reportage-Distanzen selten.

Bronica ETRS
Wer Wechsel­objektive will, landet bei der Bronica-Familie. Die ETRS (6×4,5) bietet modulare Magazine, Prismen und ein butterweiches 75 mm f/2,8 Zenzanon. Komplett­sets mit Body, Rückteil, Winder und Objektiv starten bei 300 € – perfekt für dein erstes Budget Analog Mittelformat-System.

2 | Filme & Entwicklung auf Sparflamme

  • Fomapan 100 und Kentmere 400 kosten um 5,50 € pro 120-Rolle – ideal für Tests.
  • Für Farbe ist Kodak Gold 200 (120) seit 2024 wieder erhältlich; ca. 9 € machen ihn zum günstigsten Farbfilm im Mittelformat.
  • Entwickeln kannst du S/W selbst: Ein 1-Liter-Rodinal hält ewig und entwickelt über 50 Rollen. Bei Farbe lohnt eine Sammel­sendung ans Labor; ab fünf Rollfilmen sinkt der Stückpreis meist unter 5 €.

3 | Scannen ohne Scanner?

Mittelformat-Scans sind teuer. Baue dir ein DSLR-Scan-Rig: Leuchttisch + Digitalkamera + Makrooptik ergeben RAW-Dateien mit 40+ MP. Software wie Negative Lab Pro konvertiert Farbnegative fast automatisch. So bleibt dein Budget Analog Mittelformat-Projekt auch langfristig günstig.

4 | Praxis-Tipps für den Start

  1. Lichtdichtungen prüfen – Schaum­stoffe an Bronica-Rückteilen altern; Ersatz kostet nur wenige Euro.
  2. Belichtungs­zeit testen – Alte Verschlüsse können „kleben“. Zwei Testrollen ersparen Frust.
  3. Stativ nutzen – Das größere Negativ verzeiht keinen Verwackler; ein günstiges Alu-Stativ ist Pflicht­zubehör.

Fazit

Das Klischee, Mittelformat sei nur etwas für Gut­betuchte, ist längst passé. Mit einer Rolleicord oder Yashica-Mat, preiswerten Filmen und etwas DIY-Spirit kannst du echten Budget Analog Mittelformat-Look erzeugen, der jede Kleinbild­aufnahme alt aussehen lässt. Jetzt fehlt nur noch ein Motiv – und die nächste 120-Rolle liegt bereits startklar im Kühlschrank.

Stefan Strößenreuther

Stefan Strößenreuther

Ich fotografiere bevorzugt analog – mit Kleinbild- und Mittelformatsystemen, weil ich die bewusste Herangehensweise, das entschleunigte Arbeiten und die handwerkliche Qualität des Mediums schätze. Für mich ist Fotografie nicht nur ein technischer Prozess, sondern ein kreativer Dialog mit Licht, Motiv und Material. Die Begrenzung auf 12 oder 36 Aufnahmen zwingt zur Konzentration – jedes Bild ist eine Entscheidung.