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Austernfischer

Austernfischer – Küstenkünstler und Wattwanderer von Neuwerk

Der Austernfischer (Haematopus ostralegus) ist einer der markantesten Watvögel an den Küsten Nord- und Westeuropas. Mit seinem kontrastreichen Gefieder, dem langen orangeroten Schnabel und seinen lauten, durchdringenden Rufen gehört er zu den unverkennbaren Charaktervögeln des Wattenmeers. Im Sommer 2023 hatte ich das Glück, auf der Insel Neuwerk mehrere Austernfischer zu beobachten und zu fotografieren – ein Erlebnis, das ihren Titel als „Küstenkünstler“ mehr als bestätigt.

Aussehen & Erkennungsmerkmale

Der Austernfischer ist etwa 40–45 cm groß und trägt ein auffälliges, kontrastreiches Kleid aus schwarzem Rücken und weißer Unterseite. Seine leuchtend orangen Beine und der lange, kräftige Schnabel dienen nicht nur der Nahrungssuche, sondern sind auch optisch ein Highlight für jede Naturfotografie. Besonders auffällig: die intensiv roten Augen, die dem Vogel einen wachen, ausdrucksstarken Blick verleihen.

Beobachtungs- & Fototipps für Austernfischer

Austernfischer lassen sich auf Neuwerk besonders gut bei aufkommender Flut entlang des Wattenmeerrands beobachten. Sie suchen dann gezielt nach Muscheln und anderen Weichtieren im feuchten Sediment. Wer sie fotografieren möchte, sollte ein Teleobjektiv ab 400 mm verwenden, um die natürliche Distanz zu wahren. Tarnung oder ruhiges Verhalten am Spülsaum erhöhen die Erfolgschancen. Besonders lohnenswert: die Balzzeit im Frühjahr, wenn die Vögel lautstark rufen, fliegen und ihre Reviere verteidigen – ideale Motive für lebendige Naturfotografie im goldenen Küstenlicht.

Lebensraum & Verhalten

Beobachtet habe ich die Tiere auf Neuwerk zwischen Salzwiesen, Wattflächen und Spülsaum – ihrem typischen Lebensraum. Der Austernfischer lebt in flachen Küstengebieten, wo er mit seinem Schnabel geschickt Muscheln aufbricht oder Würmer aus dem Boden stochert. Trotz seines Namens frisst er nicht nur Austern, sondern bevorzugt Herz- und Miesmuscheln, Krebse und andere Weichtiere.

Nahrung und Nahrungssuche

Trotz ihres Namens fressen Austernfischer nicht nur Austern. Ihr Speiseplan umfasst eine Vielzahl von Meeresfrüchten, wie Muscheln, Krebstiere und Würmer. Ihr langer, spitzer Schnabel ist perfekt zum Aufspüren und Aufbrechen von Muschelschalen sowie zum Stochern im Wattboden geeignet. Austernfischer sind geschickte Nahrungssucher und können sowohl im flachen Wasser als auch im Watt auf Nahrungssuche gehen.

Fortpflanzung und Brutverhalten

Die Brutzeit des Austernfischers erstreckt sich von April bis Juli. In dieser Zeit bilden sie monogame Paare und legen ihre Eier in flachen Mulden im Boden ab, die sie oft nur mit etwas Pflanzenmaterial oder Muschelschalen auskleiden. Das Weibchen legt meist 2-4 Eier, die von beiden Elternteilen bebrütet werden. Die Brutdauer beträgt etwa 24-29 Tage.

Nach dem Schlüpfen sind die Küken Nestflüchter, das bedeutet, sie verlassen das Nest relativ schnell und sind in der Lage, sich selbstständig zu bewegen und nach Nahrung zu suchen. Die Elternvögel kümmern sich dennoch um sie und beschützen sie vor Fressfeinden. Nach etwa 35-45 Tagen sind die jungen Austernfischer flugfähig.

Bestand und Schutz

Der Austernfischer ist in seinen Verbreitungsgebieten weit verbreitet und gilt derzeit nicht als gefährdet. Dennoch sind sie, wie viele andere Küstenbewohner, von Lebensraumverlust, Umweltverschmutzung und menschlichen Störungen betroffen. Schutzmaßnahmen wie das Ausweisen von Schutzgebieten und die Aufklärung der Öffentlichkeit über die Bedeutung dieser Vögel und ihrer Lebensräume sind wichtig, um den Fortbestand der Austernfischerpopulationen zu sichern.

Der Austernfischer ist ein faszinierender und farbenfroher Bewohner der Küsten Nord- und Westeuropas, der sowohl in seinem Aussehen als auch in seinem Verhalten beeindruckt. Seine Anpassungsfähigkeit und seine besondere Nahrungssuche zeugen von einer bemerkenswerten Lebensweise. Die Erhaltung dieser charakteristischen Vögel und ihres Lebensraums ist wichtig für die Erhaltung der biologischen Vielfalt und das ökologische Gleichgewicht in den Küstenregionen.

Stefan Strößenreuther

Stefan Strößenreuther

Ich fotografiere bevorzugt analog – mit Kleinbild- und Mittelformatsystemen, weil ich die bewusste Herangehensweise, das entschleunigte Arbeiten und die handwerkliche Qualität des Mediums schätze. Für mich ist Fotografie nicht nur ein technischer Prozess, sondern ein kreativer Dialog mit Licht, Motiv und Material. Die Begrenzung auf 12 oder 36 Aufnahmen zwingt zur Konzentration – jedes Bild ist eine Entscheidung.