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Leuchttürme | Leuchtfeuer


Wenn wir von Leuchtfeuer reden, meinen wir in der Praxis fast immer den klassischen Leuchtturm – jene weißen, rot-weiß gestreiften oder rauh verklinkerten Türme, die Schiffe seit Jahrhunderten vor Untiefen warnen. In diesem Artikel erfährst du, wie du einen Leuchtturm an der Küste spektakulär inszenierst, ohne dass er im Postkarten-Kitsch versinkt.

1 | Timing – Blaue Stunde, Goldene Minute

Das Kennzeichen jedes Leuchtturms ist sein drehendes Leuchtfeuer. Damit dieses Lichtband auf dem Foto sichtbar wird, brauchst du Umgebungs­helligkeit, die schwach genug ist, das Strahlen klar hervortreten zu lassen, aber hell genug, um Turm­details zu zeigen. Die 20 – 30 Minuten vor Sonnen­aufgang und nach Sonnen­untergang sind ideal. Mit ISO 100, Blende 8 und einem 3- bis 6-Stop-ND-Filter erzielst du Belichtungs­zeiten zwischen 5 s und 15 s – lang genug, damit das rotierende Fresnel-Feuer einen lichten Kreis (oder bei sektoralen Kennungen mehrere Bögen) auf den Sensor malt.

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2 | Komposition – Führende Linien & Vordergrund

Die wuchtige, senkrechte Form eines Leuchtturms verlangt nach Gegengewicht. Suche dynamische Linien: Wellenbrecher, Buhnen, hölzerne Stege oder Felsen­kanten lenken das Auge zum Turm. Platziere ihn bewusst im linken oder rechten Drittel (Rule of Thirds), damit genügend Raum für Himmel und Wasser bleibt. Bei Ebbe kannst du spiegelnde Pfützen oder nasse Schlick­flächen als Vordergrund nutzen – sie verdoppeln das Lichtsignal und geben Tiefe.

3 | Technik – Schutz vor Gischt, Wind und Salz

Küsten­wind ist gnadenlos; Salz­spray setzt sich in Sekunden auf Frontlinsen ab. Ein klarer Schutzfilter (oder günstiger UV-Filter) erspart dir ständiges Abwischen. Stative sollten Spikes besitzen, um im Sand zu halten. Verwende den Zwei-Sekunden-Selbstauslöser oder einen Kabel­auslöser, damit Wind­böen nicht den Verschluss­schock verstärken. Bei Belichtungs­reihen im manuellen Modus empfehle ich: Belichtungs­zeit anpassen, Blende konstant halten – so bleibt der Bokeh-Charakter identisch.

4 | Storytelling – Der Mensch und das Bauwerk

Ein isolierter Leuchtturm wirkt majestätisch, bekommt aber erst Größe, wenn wir einen Maßstab liefern. Warte, bis Spazier­gänger über die Mole laufen, oder stelle einen befreundeten „Statisten“ in einiger Entfernung in den Rahmen. Details wie die gusseiserne Tür, rostige Baluster oder die Spiral­treppe geben Textur für Nahaufnahmen und runden die Bildserie ab.

5 | Kreative Extras

  • Light-Painting: Während einer 30-Sekunden-Belichtung kannst du mit einer kleinen LED Taschenlampe den Laternen­kopf anleuchten, um Glas­scheiben hervor­zuheben.
  • Farbfilter bei Nacht: Ein schwacher Nebel verleiht dem Kegel mystische Aura. Setz einen Warmfilter (81A) ein, um kaltes LED-Licht in sanftes Gold zu verwandeln.
  • Mehrfachbelichtung: Zwei Aufnahmen – eine für die Sterne, eine für den Turm – übereinander­legen und du bekommst die perfekte Balance zwischen Himmel und Architektur, alles in-camera.

Fazit

Ein Leuchtturm ist mehr als ein maritimes Wahrzeichen – er ist ein fotografisches Geschenk. Mit sorgfältigem Timing, windfestem Setup und bewusstem Storytelling transformierst du das Leuchtfeuer Küste in beeindruckende Langzeit­belichtungen, die Fernweh und Sicherheit zugleich vermitteln. Pack Stativ, ND-Filter und Mikrofasertuch ein, studiere Tide- und Wetter­tabellen und lass dich von der Magie des Küsten­lichts leiten!

Stefan Strößenreuther

Stefan Strößenreuther

Ich fotografiere bevorzugt analog – mit Kleinbild- und Mittelformatsystemen, weil ich die bewusste Herangehensweise, das entschleunigte Arbeiten und die handwerkliche Qualität des Mediums schätze. Für mich ist Fotografie nicht nur ein technischer Prozess, sondern ein kreativer Dialog mit Licht, Motiv und Material. Die Begrenzung auf 12 oder 36 Aufnahmen zwingt zur Konzentration – jedes Bild ist eine Entscheidung.